von Susanne Caillet
Liebe Irene und lieber Bernd, sehr geehrte Damen und Herren,
gerne komme ich am heutigen Festtag der Bitte unserer Freunde Irene und Bernd nach, einige Worte zu den „Stiftern heute“ auszuführen.
Wenn man die „Stifter heute“ betrachtet, so ist es, wie auch Bernd und Irene sagen würden, unumgänglich, den Blick zunächst in die Vergangenheit zu richten: Stiftungen haben eine lange Tradition. Die Anfänge des Stiftungswesens reichen zurück bis in die Antike. Schon der griechische Philosoph Platon, ebenso wie nach ihm Epikur und Maecenas, hatten deren Wichtigkeit wahrgenommen. Platon hatte noch zu seinen Lebzeiten um das Jahr 387 v. Chr. eine Stiftung, die Platonische Akademie, gegründet, die neun Jahrhunderte lang Bestand haben sollte.
In der Folgezeit, im Mittelalter, ebenso wie im Zeitalter der Industrialisierung bis hin zur Neuzeit haben Stiftungen in kulturellen, gesellschaftlichen und karitativen Bereichen Nachhaltiges bewirkt. Und immer stand bei den verantwortlichen Stiftern derselbe Gedanke Pate: der Gedanke nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns, der Gedanke mit dem eigenen Sein Nachhaltigkeit und Impulse für die Zukunft zu setzen. Ein Zeichen zu setzen für Verantwortung, Reflexion über den flüchtigen, alltäglichen Ablauf des Tages hinaus.
Diese Gedanken haben auch unsere Freunde Irene und Bernd beschäftigt, der Wunsch mit ihrem gemeinsamen Lebensweg, ihrer Eheschließung über den Alltag hinaus in die Zukunft etwas zu bewirken. Der Gedanke der Nachhaltigkeit, die Verantwortung für die Zukunft ist in heutiger Zeit wichtiger denn je. Wichtig ist es, an dieser Stelle nicht nur die großen, juristisch selbstständigen öffentlich-rechtlichen oder bürgerlich-rechtlichen Stiftungen zu berücksichtigen, sondern auch die Möglichkeiten, die für viele kleinere Stiftungsengagements bestehen.
Unter dem Dach oder auf dem Fundament eines Trägers besteht hier die Möglichkeit für jeden einzelnen, sein Engagement für den Stiftungszweck nach seinen individuellen, persönlichen und finanziellen Möglichkeiten im Rahmen einer Treuhandstiftung einzubringen. Bei diesem Stiftungsmodell stehen nicht die einzubringenden hohen Vermögen im Vordergrund, sondern ein Einsatz finanzieller Mittel je nach ganz individueller finanzieller Leistungsfähigkeit.
Und darüber hinaus ist neben den finanziellen Zuwendungen an die Stiftung für die Stifter, wenn es deren Wunsch ist, immer zusätzlich die Möglichkeit gegeben, mit persönlichem Engagement die ins Leben gerufene Stiftung zu fördern und zu unterstützen.
So hat der Gesetzgeber die Wichtigkeit dieser kleineren Stiftungen und Treuhandstiftungen wahrgenommen und aufgrund des Anliegens, diese zu fördern, mit zwei Gesetzesänderungen in den Jahren 2000 und 2007 weitere wichtige steuerrechtliche Rahmenbedingungen geschaffen. Auch der Bundesgerichtshof hat sich in einem grundlegenden Urteil aus dem Jahr 2009 zu den Treuhandstiftungen geäußert.
Im Vordergrund steht hier nicht ein hypothetisch einzubringendes hohes Vermögen, sondern vielmehr der Wunsch des Stifters, seine Verantwortung für die Zukunft, für Nachhaltigkeit und den Stiftungszweck, wahrzunehmen. Jeder kann hier gestaltend tätig sein.
Auch Ihr, liebe Irene und lieber Bernd, habt diesen Gedanken Rechnung getragen und mit der Feier Eurer Hochzeit, dem gemeinsamen Lebensweg und der heutigen Errichtung Eurer Stiftung ein liebevolles Zeichen gesetzt für Zukunft und Nachhaltigkeit.
Ein Zeichen, das ein Meilenstein in Eurem Leben und darüber hinaus sein wird. So wie auch der römische Meilenstein, der nahezu 2000 Jahre unversehrt überdauerte, und dessen Replikat bis heute die Römerstraße im Allgäu säumt, so habt auch Ihr mit Eurem Anliegen des interkulturellen Dialogs ein nachhaltiges Zeichen, einen Meilenstein für künftige Generationen gesetzt, wohin der Weg führen soll.
Liebe Irene und lieber Bernd, Euer Zeichen, Euer Meilenstein ermutigt: Jeder kann ein Zeichen setzen für die Zukunft, kann Verantwortung übernehmen für Nachhaltigkeit, für Ziele, die ihm wichtig sind – ein Meilenstein für zukünftige Generationen.
Und so wünsche ich Eurem gemeinsamen Lebensweg ebenso wie Eurer gemeinsamen Stiftung gutes Gedeihen, Nachhaltigkeit und ein langes gemeinsames Leben.
Rede von Susanne Caillet, LL.M., Rechtsanwältin und Kuratoriumsmitglied, zur Gründungsfeier der Pill Mayer Stiftung für interkulturellen Dialog, am 17. April 2011 in Wolfegg-Alttann